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Weinanbaugebiet Nahe

Juwel im Südwesten

An der Nahe erwarten den Besucher sanftes Grün, romantische Flusstäler und dramatische Felsformationen. Dazu gastfreundliche Winzer und ihre vielfältigen Weine.

2.000 Jahre Weinbautradition hat das Anbaugebiet an der Nahe und den Nebenflüssen Glan und Alsenz. Vor kalten Winden durch den hohen Hunsrück geschützt, schaffen milde Temperaturen und viel Sonnenschein ein hervorragendes Klima für den Weinbau in dem regenarmen und sonnigen Tal. Hier wachsen auf 4.237 Hektar Rebsorten wie Riesling, Rivaner, und Silvaner. Auch die Spielarten des Burgunders sowie Kerner, Scheurebe, Portugieser und Dornfelder sind hier zu Hause. Lieblingskind der Winzer ist der an Finessen reiche Riesling, ein Viertel der Rebfläche ist damit bestockt.

Eine bewegte Erdgeschichte hat der Nahe-Region eine große Bodenvielfalt beschert. Die Reben wachsen auf Schiefergestein, vulkanischen Porphyr- oder Löss- und Lehmböden. Das ermöglicht eine Vielfalt an Rebsorten und Weinstilen.

An der Nahe ist immer etwas los: Beim beschwingten Hoffest mit Jazz, beim festlichen weinkulinarischen Abend oder bei einer kräftigen Vesperplatte nach dem Wandern macht sich der Nahewein stets als guter Begleiter.

Für Wellness hat sich die Nahe ebenfalls einen Namen gemacht: Bad Kreuznach, Bad Münster am Stein und Bad Sobernheim sind beliebte Orte der Entspannung. Die Gäste genießen nicht nur das solehaltige Wasser aus den Heilquellen, sondern lassen es sich auch bei Sauna, Lehmbad, Felkekur oder Vinotherapie wohl ergehen.

Einen guten Einblick in das Anbaugebiet gewinnt man auf der idyllischen Naheweinstraße oder dem Naheradweg. Für Wanderer bietet sich der traumhaft schöne 100 km lange "Weinwanderweg Rhein-Nahe" im Naturpark Soonwald Nahe an. Bad Kreuznach mit seinen historischen Brückenhäusern und den zahlreichen Erinnerungen an die Römerzeit ist immer einen Ausflug wert. Das romantisch im Talkessel gelegene Bad Münster am Stein-Ebernburg ist bekannt für seinen mittelalterlichen Markt, die Burg und seine Ritterspiele. Und wer erst einmal einen Blick vom Rotenfels - übrigens die höchste Steilwand nördlich der Alpen in Deutschland - geworfen hat, weiß, warum die Menschen hier stolz auf ihre Heimat sind.

Den Nahewein entdecken kann man in bester Gesellschaft auch auf einem der zahlreichen Weinfeste an der Naheweinstraße, die überwiegend im Spätsommer stattfinden. Wer den Nahewein erst einmal funkelnd im Glas genossen hat, dem eröffnen sich feinste Geschmacksfacetten: frische Frucht, feine Säure, mineralische Noten und reiche Aromen. Kein Wunder also, dass Nahewein ein Geheimtipp unter Kennern ist, ein Juwel aus dem Südwesten.

Nahe im Überblick

Geographische Lage: Weinbau entlang des Flusses Nahe am Fuß des Hunsrücks von Martinstein bis Bingen und in den Seitentälern von Guldenbach, Gräfenbach, Glan, Trollbach, Ellerbach und Alsenz, eingebettet im Naturpark Soonwald-Nahe

Klima: ausgeglichen, mild, frostarm und regenarm

Böden: Quarzit- und Schieferböden an der unteren Nahe; Porphyr, Melaphyr und Buntsandstein an der mittleren Nahe; Verwitterungsböden und Tonüberlagerungen aus Sandstein, Löss und Lehm bei Bad Kreuznach

Rebfläche 2019:  4.239 ha, 6 Großlagen, 310 Einzellagen

Rebsorten 2019 (weiß 76,2%, rot 23,8%):  Riesling (29%), Müller-Thurgau (12%), Pinot Gris (8.2%), Pinot Blanc (7.4%), Dornfelder (9.7%) und Spätburgunder (6.7%).

KLIMA, REBEN, LAGE

Die Weinberge der Nahe erstrecken sich über sanftes Hügelland sowie beeindruckende Steillagen. Aufgrund dieser geologischen Gegebenheiten wird die Nahe in drei Bereiche eingeteilt:

Die Untere Nahe von Bingerbrück bis Bad Kreuznach

Die Mittlere Nahe von Bad Münster am Stein bis Schlossböckelheim

Die Obere Nahe von Schloßböckelheim bis nach Martinstein

Das Klima an Nahe ist relativ mild und regenarm, wobei die Sommer auch sehr warm und trocken sein können.

So gedeihen an der Unteren Nahe mit ihrer Mischung aus flacheren und steilen Lagen wunderbar die Burgundersorten. Vor allen Dingen der Spätburgunder zeigt hier viel Potential. Tendenziell sind die Weine hier fruchtbetonter und etwas säurearmer als in den kühleren Regionen der Nahe.

An der Mittleren Nahe um Schlossböckelheim finden wir beeindruckende Felsformationen, die eine intensive und mineralische Aromatik in den Trauben fördern. Bekannte Lagen sind hier die Niederhauser Hermannshöhle oder die Schlossböckelheimer Kupfergrube. Die Obere Nahe mit ihren Seitentälern profitiert von den kühleren Luftmassen, die vom Hunsrück oder vom Pfälzer Bergland her wehen. Die Trauben reifen dadurch später aus und erhalten sich so ein feines Aroma und eine gute Säurestruktur. Davon profitiert insbesondere der Riesling sehr.

Insiderwissen:

An der Nahe findet man öfters den Begriff „Weißherbst“. Dies bedeutet, der Wein wurde aus roten Trauben hergestellt, diese muss auf dem Etikett benannt werden. Die Begrifflichkeit kann in ganz Deutschland verwendet werden!

DIE BÖDEN – PROBIERSTÜBCHEN DER DEUTSCHEN LANDE

Kennt jemand von Euch noch diesen Slogan?

Der Nahewein wurde lange Zeit einfach als Rheinwein verkauft, erzielte dieser doch höhere Preise. Als das Deutsche Weingesetz um 1971 eingeführt und die Nahe parzellengenau als Anbaugebiet bestimmt wurde, wurde mit der Werbung „Probierstübchen der deutschen Lande“ für die Eigenständigkeit und Vielfalt der Nahe geworben. Der Slogan selbst bezieht sich auf ein Naturwunder, welches sich hier auf kleinstem Raum abspielt: alle 100 Meter etwa wechselt die Bodenbeschaffenheit! Von Quarzit- und Schieferböden (Untere Nahe) über Porphyr, Buntsandstein und Melaphyr (Mittlere Nahe) bis hin zu Löss und Lehm in der Bad Kreuznacher Region.

Diese Vielfalt kommt daher, dass vor über 30 Millionen Jahren Dinosaurierhaie auf dem jetzt mit Reben bestockten Tal im historischen Ozean der Jurazeit schwammen (die Nahe ist ein Teil des sogenannten „Mainzer Beckens“). In seinem sehr lesenswerten Buch „Wein spricht deutsch“ bezeichnet Stuart Pigott die Nahe als Jurassic Parc, und damit hat er die Geologie sehr gut beschrieben.

Mit mehr als 180 Bodenvarianten ist das Nahetal einfach Spitze in Sachen Bodenvielfalt in Deutschland. Die in den 70er Jahren eingeführte Rebsortenvielfalt wurde korrigiert, so dass heute, je nach Bodenart, die passende Rebsorte wächst. Dies hast sich positiv auf die Qualität des Sekts ausgewirkt. So bietet ein Wein, dessen Trauben auf Konglomerat-Boden gedeihen durfte, herrliche Noten von gelber Steinfrucht und exotischem Obst, während roter Sandstein vor allem dem Riesling deutliche Apfelnuancen und Birnennoten schenkt. Tonschiefer wiederum fördert Kräuteranklänge und Zitrusfrucht. Die Nahe also hat für jeden Genusstypen etwas zu bieten.

Dennoch ist die Vielfalt der Nahe nicht alleine der vielen Bodenarten geschuldet, sondern auch Ausdruck der Individualität eines Sektmachers. Der Stil eines Sektes kann im Keller mehr oder weniger stark beeinflusst werden, so gibt es an der Nahe Sektmacher, die Wert auf den Erhalt der Rebsorten-/Weinbergslagen Typizität oder betonte Frische legen. Dabei können Nahesekte den rassigen und feinfruchtigen Moselsekten sehr nahe kommen. Es kann auch gewünscht sein, durch lange Reifezeiten die Charakteristik der Trauben in den Hintergrund treten zu lassen und die sogenannten Autolysearomen wie Toast oder Butter hervorzuheben. Dies ist bei Burgunderrebsorten oft die bevorzugte Variante. An der Nahe finden sich jedoch auch beeindruckende Rieslinge, die diese Stilistik verfolgen.

Kleines Zwischenfazit: Der Weingenuss, den Nahe-Winzer liefern, lässt sich in einem Satz einfach nicht beschreiben. Zu groß sind die aromatischen Unterschiede. Aber eines wird deutlich: Die Qualität des Grundweines bestimmt die Qualität des Sekts. Jedoch können sich die Nahewinzer glücklich schätzen, dass sie aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Grundweinen (je nach Boden und Ausbau) die bestmöglichen Sekt kreiieren können.

DIE GESCHICHTE

Die Nahe kann auf zirka 2000 Jahre Weinbaugeschichte zurückblicken. Wie in ganz Deutschland begann die Weinbauhistorie mit den Römern und wurde stark durch ansässige Klöster, z. B. in Monzingen, geprägt. In der Römerhalle in Bad Kreuznach sind heute noch Weingläser und Rebmesser ausgestellt, die den Weingenuss in den palastartigen römischen Villen dokumentieren. Hier kann man gerne mehr darüber lesen.

Dennoch hatte die Nahe es immer schwer, sich gegen die Konkurrenz von Rhein und Mosel durchzusetzen, denn:

die Nahe wurde lange Zeit nicht als eigenständiges Anbaugebiet anerkannt,

die Nahe ist ein kleines, beschauliches Flüsschen und daher nur schwer schiffbar,

die Struktur der Weingüter war klein, auch wenn es schon um 1900 erste Ausnahmen gab.

So war der „Kreuznacher“ – eine Rieslingauslese von der Nahe – sehr begehrt und verkaufte sich teurer als ein Spitzen Bordeaux! In den 30er Jahren schrieben einige Winzer mutig „Nahe“ auf das Weinetikett, um die Region hervorzuheben. Zur Steigerung der Qualität gründete die preußische Regierung um 1900 die Provinzial-Lehranstalt (später umbenannt zur Staatlichen Weinbaudömane Niederhausen-Schossböckelheim).

Zu dieser Zeit gab es nur wenige renommierte Betriebe wie Reichsgraf von Plettenberg oder die Weingüter Anheuser (richtig – ein Anheuser wanderte in die USA aus und gründete die Bierdynastie!), die durch ihren guten Riesling dafür sorgten, dass Bad Kreuznach zu einem wichtigen Weinzentrum wurde. Wenige Weingüter dieser Zeit existieren noch heute. So ist das Weingut Reichsgraf von Plettenberg bekannt für seine Stillweine, aber ein Spross der Familie ist dem Sekt sehr verbunden: Nikolaus Graf von Plettenberg ist heute Präsident des Deutschen Sektverbands sowie als Vorstand des Sekthauses Schloß Vaux in Eltville im Rheingau tätig.

Nach dem 2. Weltkrieg war auch an der Nahe der Niedergang der Weinindustrie sowie das Stilllegen von arbeitsintensiven Weinbergen nicht mehr aufzuhalten, die Sektindustrie selbst war kaum noch vorhanden. Kein Wunder, dass heute die Winzerstrukturen eher aus kleinen bis mittleren Betrieben besteht. Leider bedingte die große Nachfrage nach günstigen Weinen in den 60er Jahren, dass die Rebfläche in Tal- oder Flachlagen erweitert und ertragreiche neue Traubensorten wie der Müller-Thurgau eingeführt wurden.

So bekam das Vorzeige-„Probierstübchen“ leider einen negativen Beigeschmack eines Gemischtwarenladens.

Deutsches Weininstitut (DWI), German Wine Institute Das Anbaugebiet Nahe liegt in Rheinland-Pfalz, geschützt vom Hunsrück, vom Nahetal und von den Nebenflüssel Glan und Alsenz. Man vermutet rund 180 verschiedene Bodenarten an der Nahe, darunter Quarz, Pophyr, Sandstein, Löss und Lehm. Eine deutschlandweite einzigartige Bodenvielfalt, die sich in der Aromenvielfalt der Naheweine widerspiegelt. Neben den Weinen hat die Nahe auch landschaftlich einiges zu bieten: der Rotenfels bei Bad Münster ist die größte Steilwand zwischen den Alpen und Skandinavien, von dessen Plattform aus man einen atemberaubenden Ausblick über das Nahetal genießen kann.

Ein Film von Weinland Nahe e.V. und Moritz Attenberger; Schnitt und Umsetzung soonteam cc